Südafrika Kap der guten Hoffnung
All shall be equal #1

Wenn deine Bilder nicht gut genug sind

von | 11. Juli 2017

… dann warst du nicht nah genug dran. Diese klugen Worte von Robert Capa gelten sinngemäß auch für meine Reisen: Geh nah ran,  suche nach dem Wesen, erspüre die Stimmung eines Landes, einer Stadt, einer Szene. Höre hin, wenn geredet und gesungen wird.  Hänge den Schwingungen nach! Lasse dir Zeit dabei, suche Begegnungen und sprich mit den Menschen.

Am südlichen Zipfel  Afrikas atmet die Welt noch immer Apartheid. Das verwundert nicht, hat sich das Land doch erst 1994 von diesem menschenverachtenden Regime befreit. Die Narben sind nahezu überall  zu sehen. Geht man näher ran, ist spürbar, wie tief die Wunden in der Gesellschaft klaffen. Ich frage mich, wie es sich hier leben ließ in Zeiten der Trennung von Schwarz und Weiß, in Zeiten der Diskriminierung von Minderheiten. Und ich bin dann andererseits doch erstaunt, wie offen diese Gesellschaft ist – nur eine Generation nach der Apartheid.

Was mich erstaunt: Die Offenheit, die Lebenslust. Und diese Farben, diese Vielfalt.

Was mich trifft: Die Armut, das Elend. Das Leid durch die Apartheid, deren Folgen bis heute reichen. Aber wie könnte es auch anders sein?

Ich lasse mich treiben durch die Straßen der Stadt und über die Plätze, schaue in die Gesichter der Menschen. Nelson Mandela hier, Nelson Mandela dort. Mandela ist omnipräsent. Und ich kann mich der Wirkung dieses Mannes auch Jahre nach seinem Tod selbst als Tourist nicht entziehen.

Ich bin von morgens früh bis zum  Einbruch der Dunkelheit unterwegs. Meine Füße erzählen mir abends von ihren langen Tagen. Das Mäandern setzt sich hier fort. Doch es tut mir gut. Es weitet den Blick.

Am Kap wechselt das Licht, die Sonne spielt mit den Wolken. Die Lichtsituationen sind atemberaubend zwischen den Meeren. Man möchte weinen, so schön ist es hier…. wenn man sich diesen Ort nicht mit Heerscharen von Menschen teilen würde, die so gar nicht nah dran sind, sondern vor allem die Nähe zu sich selbst suchen: „Seht her, ich bin hier“… Hit me with your selfiestick!  (in Anlehnung an den Song von Ian Dury).

To be continued …

WERNER PECHMANN

Werner ist ein Kind der Babyboomer-Generation und  lebt im Weserbergland, Hannover sowie in Berlin. Er arbeitet gerne intuitiv und folgt mit der Kamera in der Hand seinem Gefühl und der momentanen Stimmung. Auf diese Art und Weise werden seine Bilder oft literarisch und philosophisch. Werner macht keine „shootings“. Er „shootet“ auch nicht. – Er fotografiert.

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