Constanze Deubler Blaas
Restaurierung von Möbeln

Zu Gast bei Constanze Deubler Blaas

von | 18. Juli 2017

Truhen, Stühle, Schränke, Skulpturen mit mehr oder weniger sichtbaren Gebrauchsspuren oder Schäden stehen im Atelier für Möbelrestaurierung von Constanze Deubler-Blaas in Innsbruck. Sie warten darauf, von ihr und ihrer Kollegin Burgi Mair restauriert zu werden.

Wolfgang Geister-Mähner führte anlässlich der Restaurierung einer Kreuzwegstation in der Kirche St. Nikolaus in Innsbruck das Interview mit Constanze Deubler-Blaas. Ich durfte die sehr anspruchsvolle und faszinierende Handwerksarbeit von Constanze und Burgi fotografisch festhalten.

Constanze, du restaurierst alte Türen, Betten, Schränke, Bilder und Kreuzwegstationen – wie bist du zu diesem Beruf gekommen?

Nach Abschluss einer Tischlerlehre in meiner Allgäuer Heimat hatte ich gemerkt, dass das noch nicht mein Berufsfeld ist. Deshalb bin ich zur Restauratorenausbildung nach Italien, habe in München Erfahrung in einer Restaurierwerkstatt gesammelt, bin zur Antiquitätenausbildung zum Auktionshaus Christie´s in London und dann folgte noch ein Studium der Kunstgeschichte in Innsbruck, wo ich zeitgleich meine erste Werkstatt geführt habe. Ich bin übers Handwerk zur Restaurierung gekommen, da in diesem Beruf das Künstlerische im Vordergrund steht.

Und welche Gegenstände werden dir vor allem anvertraut?

Holzobjekte jeder Art, gefasst oder naturbelassen, vor allem Möbel täglichen Gebrauchs, sehr viele Erbstücke von Privatkunden, teilweise haben wir auch Aufträge von größeren Einrichtungen wie Schloss Ambras oder von Sammlungen.

Wie gehst du vor und worauf kommt es dir an?

Als Restauratorin muss ich vor allem konservieren. Weder darf ich das Objekt schädigen, neu machen, irgendetwas verändern, sondern den Zustand so gut als möglich erhalten. Nur wenn die Kundschaft will, wird nachgeschnitzt, nachgemalt, aber nur bis zu einem bestimmten Grad. Wenn eine Holztruhe nicht bemalt war, dann bemale ich sie auch nicht. Ich richte den Holzgegenstand und dessen Oberfläche so her, dass es wieder funktionell ist und schön aussieht, aber nicht dass es in Hochglanz erstrahlt oder ein anderes Objekt wird. Ich will den Fortbestand sichern – „upcycling“ – gegen den Trend der heutigen Zeit, gegen das Wegwerfen: Ein Schrank, der 200 Jahre gut als Schrank gedient hat, soll auch noch weitere Jahre durchhalten.

In welchem Zustand sind die Objekte, die bei dir ankommen?

Frisch vom Dachboden mit Taubenmist bis hin zu recht passablen Stücken, wo ich eigentlich nur die Oberfläche ein wenig auffrischen muss. Am schönsten ist es für mich, wenn ich einen Haufen Holz bekomme und es am Ende gelingt, daraus wieder einen schönen Stuhl zusammenzubauen. Das ist toll!

Kommt bei dir nicht der Wunsch auf, selbst etwas zu gestalten, zu kreieren?

Von meiner handwerklichen Ausbildung her würde ich das gerne tun, aber das ist eine andere Arbeit, bedingt mehr Platz in der Werkstatt und entsprechende Maschinen.

Welche glücklichen Momente deines Schaffens kommen dir in den Sinn?

Wenn Kunden die Möbel, die sie von Großmutter oder Urgroßmutter geerbt hatten, wieder zurückbekommen und sie Gefallen finden. Auch hatte ich den Fall, da musste ich einen Malermeister beraten, weil die Kundschaft ihm vorgeworfen hatte, das Möbelstück mit seiner Arbeit beschädigt zu haben. Ich konnte klarstellen, dass dieser Vorwurf nicht zutrifft.

Bei der Restauration der barocken Bretterkrippe aus der Kirche St. Nikolaus kamen verborgene Schichten zum Vorschein. Ist das bei deiner Arbeit ähnlich?

In der Möbelrestaurierung kommt das nicht so häufig vor wie bei der Malerei. Doch „kleine Schätze“ habe ich gefunden. Zum Beispiel gibt es in Biedermeier-Sekretären Geheimschubladen, die von den Kunden noch nicht entdeckt wurden. Da tauchten dann alte Sachen auf wie z.B. eine alte Briefmarke, Zeitungsausschnitte aus dem 19. Jahrhundert oder irgendwo versteckt die Inschrift des Möbelerbauers etc. Am ehesten kommen verborgene Schichten bei der Restauration von mehrmals bemalten Bauerntruhen vor. Das ist sehr spannend, jedes Mal wie eine Schatzsuche.

Wie alt war der älteste Gegenstand, der dir anvertraut war?

Das war während der Ausbildung in Florenz. Da arbeitete ich an Objekten aus der Renaissancezeit, also an Gegenständen, die Anfang des 16. Jh. geschaffen worden waren. Das war sehr schön! Hier in Innsbruck war das älteste Objekt das Portal zum Golden Saal im Schloss Ambras.

Was belastet an deiner Arbeit, was strengt dich an?

Hier steht zum Beispiel gerade ein hölzerner afrikanischer Löwe, der ist so schwer, dass ich ihn selbst fast nicht aufheben kann. Da musst du immer wieder erfinderisch sein! Gerade wenn man nur eine kleine Werkstatt hat mit einer überschaubaren Ausstattung. Bei manchen Arbeiten wäre auch eine Absauganlage gut, weil ich hin und wieder mit Stoffen arbeite, die einzuatmen schädlich sind. Insgesamt bin ich froh, hier in Innsbruck eine Werkstatt betreiben zu können. Sie ist zwar klein, aber deshalb auch vergleichsweise günstig.

Gibt es Augenblicke, wo du über die Qualität eines Objekts besonders zum Staunen kommst?

Die Qualität im Möbelbau hat im Schnitt gesehen über die Jahre stark abgenommen. Bei Objekten aus der Barock- und Rokokozeit hat man in der Regel eine phantastische Qualität! Sie können immer wieder restauriert werden, solange Furnier und Grundmaterial vorhanden ist. Zu Beginn des letzten Jahrhunderts wurde dann zunehmend an Furnierdicke gespart und das Kunsthandwerkliche wie Schnitzereien oder Einlegearbeiten wurde weniger. Heute ist Vollholz zwar wieder angesagt, aber qualitätvolle Möbel zu Herstellungspreisen, wie man sie aus den großen Möbelhäusern kennt, kannst du nicht mehr kostendeckend bieten. Wenn ich zum Beispiel einen Stuhl drei Stunden restauriere, kann ich dafür keine 200 € verlangen, was ich eigentlich der Kostendeckung wegen tun müsste. Da hängen wir auch aus Liebe zum Objekt noch ein paar Stunden an, ohne sie zu berechnen.

Welche Tipps gibst du zur Pflege alter Möbel?

Die Gegenstände unbedingt nur abstauben, sie nicht direktem Tageslicht aussetzen, keine Möbelpolituren mit Silikon verwenden. Und am besten uns rufen, wir kommen natürlich auch in die Wohnung und schauen uns gerne alles auch vor Ort an.

Danke für das interessante Gespräch!

KLAUS SPIELMANN

Als ausgebildeter Geograf und Geoinformatiker beschäftigt sich Klaus insbesondere mit räumlichen Phänomenen. Dabei ist es unerheblich, ob es sich um natürliche, durch den Menschen gestaltete oder auch virtuelle Räume handelt, auf die er sich als Geograf, Raumplaner, Geoanalytiker, Kartograf oder Fotograf einlässt.

1 Kommentar

  1. Lieber Klaus, lieber Wolfgang!
    Ihr seid ein harmonierendes und gut eingespieltes Team. Herzlichen Dank für diesen Bericht, der den Blick auf andere Disziplinen weitet. Die beiden Protagonistinnen lieben, was sie tun. Das zumindest entnehme ich den detailreichen Ausrührungen von Frau Deubler-Blaas und Klaus‘ Bildern.

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