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Peruanische Spezialität: Gebratenes Meerschweinchen

Tot oder lebendig

von | 24. Januar 2016

Eines Tages kehrten Gustav und Puschl nicht mehr zurück in ihr kuscheliges, mit Stroh ausgelegtes Zuhause. Gustav und Puschl waren im weitläufigen Garten auf der Suche nach den saftigsten Blättern offenbar einem Fuchs oder einem anderen Raubtier über den Weg gelaufen. Meine Cousine und ich waren unendlich traurig über das grausige und jähe Ende ihrer Meerschweinchen und vermissten deren fröhliches Quieken. Natur.

In Peru halten sich viele Familien 20, 30 und mehr der pelzigen Tierchen – entweder in einem eigenen kleinen Stall oder direkt in der Hütte, wo die Viecher kreuz und quer über den gestampften Lehmboden wuseln. Meerschweinchen soweit das Auge reicht. Ich muss achtgeben, in der Hütte nicht unabsichtlicherweise auf eines drauf zu treten. Im Unterschied zu Europa werden Meerschweinchen aber nicht als Kuscheltiere, sondern als Nutztiere gehalten. Cuy nennt die indigene Bevölkerung Perus das Meerschweinchen, das ein wichtiger Eiweißlieferant ist und auch von den Schamanen in der traditionellen Heilkunde eingesetzt wird.

In memoriam an Gustav und Puschl wehre ich mich standhaft, Cuy auszuprobieren. Am Ende meiner Perureise lasse ich mich dann aber doch von meinen irischen Reisegefährten dazu überreden. Fazit: Cuy landet definitiv nicht in der Top 10-Liste meiner Lieblingsgerichte.

Wie schmeckt der niedliche Nager, wenn er erst mal lecker zubereitet auf dem Teller gelandet ist? An manchen Stellen wie Kaninchen, an manchen Stellen wie Fisch … und an manchen Stellen so, wie ein Meerschweinchenkäfig riecht. Natur.

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REGINA M. UNTERGUGGENBERGER

Regina wollte schon als kleines Kind Geschichten schreiben. Später, bereits tief im Berufsalltag einer Kommunikationsentwicklerin verankert, wollte sie unbedingt fotografieren. Heute macht sie beides. Sie erzählt Geschichten in Bild und Wort. Geschichten von besonderen Menschen, Plätzen und Begegnungen. Dabei legt sie stets Wert auf die innere Verbindung zu den Menschen, Landschaften und Dingen, die sie portraitiert.

6 Kommentare

  1. Dank meiner Neffen und Nichte habe ich auch einen völlig anderen als den ernährungstechnischen Bezug zu dieser Spezies, nämlich den des Kuschelns und Liebhabens. So gesehen kann ich mir vorstellen, welche Überwindung dich das Kosten gekostet haben muss,!

  2. Auf einem Bauernhof aufgewachsen, habe ich zwar ein sehr elementares Verhältnis zum Schlachten von Tieren. Aber das Meerschweinchen ist für mich einfach als Kuscheltier verinnerlicht. Andere Länder, andere Sitten. Da das Meerschweinchen einfach mit den Küchenabfällen gefüttert werden kann und im Verhältnis wenig Platz braucht, ist es für die ländliche Bevölkerung Perus einfach auch ein günstiges Nutztier.

  3. Andere Länder, andere Ernährung. Vermutlich würde ich im Notfall (!) eher Meerschweinchen probieren, als geröstete Kakerlaken und anderes, was auf asiatischen Märkten angeboten wird.

  4. Die Kakerlaken zwischen den Zähnen … mag ich mir gar nicht vorstellen. Igitt! Ich versuche halt immer, wenn ich in anderen Ländern unterwegs bin, auch das typische Essen zu probieren, auch wenn es manchmal Überwindung kostet. Ob ich dereinst nach Asien reise, muss ich mir aufgrund deiner Informationen über das dort übliche Essen genau überlegen.

  5. Peru hat mich mit einem tollen Angebot an Lebensmitteln und einer wirklich guten Küche mit tollen Ideen überrascht. Ich habe das Meerschweinchen probiert, weil es zur peruanischen Küche gehört. Das Abendessen war lecker und gut. Für uns in Europa ist Kaninchen oder Geflügel eine geschmacklich vergleichbare Alternative. Es war gut für mich zu hören, das Meerschweine in Peru nicht wie das Fleisch in Europa immer noch aus der Massentierhaltung kommt.

    Die Märkte, die Straßenküchen und Restaurants, die kleine Gemüsegeschäfte in Peru sind auch für Auge und Nase spannend und immer wieder ein Moment der Überraschung und des Staunens.

  6. Da gebe ich dir Recht, Siegbert, der Umstand, dass es dort kaum Massentierhaltung gibt, war auch für mich ein Grund, Meerschweinchen auszuprobieren. Ich gehe davon aus, dass die lieben Tierchen, die auf dem Teller landen, glückliche Meerschweinchen waren.

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