Marokko
Neuer Trend in der Architektur

Gestern ist heute – back to the roots

von | 11. Mai 2018

Im Zeitalter von Digitalisierung und der damit verbundenen Schnelllebigkeit ist es erstaunlich, dass das längst „Vergessene“ in der Baukunst wieder errichtet bzw. es ein modernes und frisches „Lifting“ erhält – entsprechend der Neuorientierung einer Stadt.

© Elke Schmitz I a photo is a way I Düsseldorf Medienhafen – Rheinuferpromenade

 © Elke Schmitz I a photo is a way I Düsseldorf DOCK (links) SIGN (rechts)

Um zu erhalten, was vergessen wurde, entsteht eine Synergie aus verblichenen Bauschönheiten (Altbestand) und Modernem. Ein neues, oft spektukaläres Gebäude erschließt sich dem Betrachter.

© Elke Schmitz I a photo is a way I Blick auf die Landzunge des Düsseldorfer Medienhafen

Der Düsseldorfer Rheinhafen, der 1896 mit  einer ca. 80 ha großen Gesamtfläche als einer der modernsten Europas galt, ist ein fast einzigartiges Beispiel für ein solches Konzept „Altes“ mit „Neuem“ zu mischen – analog zum Wandel der Stadt vom Produktions- zum Dienstleistungszentrum.

© Elke Schmitz I a photo is a way I Düsseldorf – Clara und Robert (ehem. Ulanenkaserne)

Auch die zuvor gezeigte Liegenschaft repräsentiert einen gelungenen Kompromiss, Altes bestehen zu lassen und mit neu gebauten Elementen zu verknüpfen.

Die Architekten von der Firma SOP in Düsseldorf haben somit ein weithin sichtbares Bürogebäude-Ensemble realisiert, das zwei Neubauten mit dem historischen Saarhaus verbindet. Dafür wurden große Teile der Fassade des alten Gebäudes erhalten und teilweise von einem auskragenden Element eines der Neubauten eingerahmt. Angelehnt an das Komponistenpaar Schumann, erhielt der östliche Bau den Namen „Robert“, während das Westgebäude „Clara“ benannt wurde (Quelle: slapa oberholz pszczulny | sop GmbH & Co. KG).

 © Elke Schmitz I a photo is a way I Düsseldorf – Modern trifft alt

Beobachtet man in den vergangenen Jahren das Stadtbild, könnte man fast meinen, dass es förmlich einen Drang zu Rekonstrutionen bzw. zu Retrobauten unter dem Gesichtspunkt der „guten alten Zeit“ in Verbundenheit mit dem Wunsch zu entschleunigen, gibt.

Gerne schreibe und sage ich zu Freunden: „Sende sonnige Umärmelung“, um eine Nähe entstehen zu lassen, die heute durch den digitalen Einfluss so gut wie verloren gegangen ist. Jetzt fragt man sich, was dies mit starren, monotonen Bauten oder überhaupt Architektur zu tun haben könnte?© Elke Schmitz I a photo is a way I Düsseldorf – GAP15

Ein Beispiel dafür hat der Architekt, Herr Jurek M. Slapa (sop architekten GmbH) mit seinem Team erschaffen – ein sich „umärmelndes“ Gebäude aus Alt- und Neubau bzw. eine Revitalisierung von Bestandsobjekt, das GAP15.

Ist es eine Suche nach der verganenen Schönheit oder ist es das Lebensgefühl unserer Gesellschaft, womit eine Widergutmachung an den modern „gezeichneten“ Neubauten in unseren Städten versucht wird?

Hier passt auch eine offene Frage: Warum kehren viele Fotografen wieder zurück zur analogen Fotografie, wo geradzu ein Boom zu verspüren ist?

Vielleicht spiegelt sich hierbei unser verändertes Verhältnis zum Zeitgeschehen wider. Die Zeit hat sich gewandelt, sie ist präsenter, schneller geworden. Mit dem Zugriff über das World Wide Web ist alles verfügbar, bequemer und in Sekunden greifbar. Und so wie die Zukunft erscheint auch das Geschehene oft nur als Fortsetzung.

KEINE ZUKUNFT OHNE HERKUNFT

Was dieses getragene „Erbe der Baukunst“ bedeutet, zeigt sich deutlich in der Denkmalpflege bzw. ein stückweit in unserer Verantwortung, Altes zumindest zu revitalisieren – zu erhalten.

© Elke Schmitz I a photo is a way I Düsseldorf Medienhafen

Oft müssen alte Bauten weichen, um Platz für außergewöhnliche, jedoch monströse Einkaufszentren zu schaffen. Dieses Wachstum ist kaum noch aufzuhalten, da wir in einer gigantischen Konsumwelt leben, in der es keine Grenzen zu geben scheint!

© Elke Schmitz I a photo is a way I Düsseldorf – KÖ BOGEN

BACK  TO  THE  ROOTS – Denkmalpflege

Sich mit Sanierungen von denkmalgeschützten Bestandsgebäuden auseinderzusetzen, ist immer eine Herausforderung und bedeutet BACK TO THE ROOTS (zurück zu den Wurzeln) zu gehen. Doch heute ist es opportun, bei einem Altbau nicht zu hinterfragen, warum es so gebaut wurde. Diese Frage zu stellen bedeutet ein Stück Kulturgut und Zeitgeschichte zu erhalten. Ja, Denkmalpflege ist aufwändig und viele Menschen können darin keinen Sinn erkennen. Im Zweifelsfall heißt es dann: Weg mit dem Kulturgut. Dabei lässt sich Denkmalpflege mit drei Thematiken in Bezug setzen: Rückblick, Herkunft und Raum – darüber sollte vielleicht auch einmal nachgedacht werden, bevor mit einem Abriss vorschnell gehandelt wird.

Als Denkmalpflege bezeichnet man die geistigen, technischen, handwerklichen und künstlerischen Maßnahmen, die zur Er- und Unterhaltung von Kulturdenkmälern erforderlich sind (Quelle: WIKIPEDIA).

© Elke Schmitz I a photo is a way I Düsseldorf Medienhafen

Auch hier ist es ein Spiegel unserer Zeit, dass sich kaum noch Jemand für die alten Gebäude zu interessieren scheint. Akzeptiert werden sie, so lange diese unseren heutigen Standardkomfort oder gar einem Gefühl von Luxus entsprechen.

© Elke Schmitz I a photo is a way I Düsseldorf – ERGO Hochhaus

Entspricht ein Altbau nicht der Neuzeit, steht einem Abriss nichts mehr im Wege. Sinkende Umsatzzahlen und dergleichen sind oft das Totschlagargument, um es nicht zu erhalten/sanieren. Weiteres beliebtes Argument für einen Abriss: Die Großstädte benötigen mehr Wohnraum auf kleinerer Grundfläche. Lieber schafft man Raum für leer stehende Büroflächen.

Unser Zeitgeist ist es, der Altes, Vergangenes oft wertlos erscheinen lässt. Ein BACK TO THE ROOTS letztendlich nur eine Besinnung auf das HEUTE. Ein Heute, das auf dem GESTERN aufbaut.

© Elke Schmitz I a photo is a way I Düsseldorf – Blick in den Medienhafen

Damit auch unsere Kinder und Kindeskinder neben all den futuristischen, modernen Neubauten das Erbe der historischen Altbauten und damit die Wurzeln unserer Geschichte sowie Kultur wahrnehmen können, müssen Verbindungen zwischen alten und zeitgenössischen Bauten geschaffen werden.

Gerade der Düsseldorfer Medienhafen ist eine gelungene Mischung der Revitalisierung von schönen alten Gebäuden, die Geschichten erzählen und somit nicht weichen müssen. Für die Düsseldorferinnen und Düsseldorfer bleiben Arbeitswelt, Wohnraum sowie Gastronomie und Lebensqualität erhalten – je nach individuellem Bedürfnis.

Zu guter Letzt: Gestern ist Heute. Mit dem geschilderten Zugang zur Architektur – BACK TO THE ROOTS – können wunderbare Verbindungen zwischen Vergangenheit, Herkunft und Raum gestaltet werden. Back to the Roots schreibt Zeitgeschichte und  transponiert ein Stück Tradition in die Gegenwart und Zukunft.

In diesem Sinne: Architektur begleitet unser tägliches Leben!

ELKE SCHMITZ

Elke unternahm ihre ersten „Gehversuche“ in der klassischen Fotografie mit einer Analogkamera. Nach einem Studium zur Textilingenierin entstand ein Synergieeffekt aus ihrer zusätzlichen Ausbildung in namhaften Werbeagenturen und ihrer Leidenschaft für Fotografie. Ihre Intention: Der strengen Formgebung der Baukunst, den Gebäuden eine „Seele“ zu geben. Sie „sieht“ ein Objekt/Gebäude oft viele Male – und doch immer wieder ANDERS.

2 Kommentare

  1. Liebe Elke,
    ich bin ausgesprochen froh darüber, dass du Teil unseres Autorenteams bist. Deine Beiträge sind nicht nur ein Augenschmaus, sondern stets mit tiefgehenden Überlegungen unterfüttert. Vielen Dank dafür!
    Regina

  2. MERCI* liebe Regina – es freut mich immer mal wieder meine textliche Gabe hier bei Dir/Euch „fließen“ lassen zu können. Wie meinte mein Mann: „WOW* mit Deiner dritten Kolumne & dies auf Deiner/Eurer Seite, bist Du für mich „oben angekommen“

    Ja und so empfinde ich es ebenso – es ist eine Bereicherung dessen, macht Freude, bildliches, meine seelenbehaftete Architekturfotografie, mit Deiner Unterstützung als Lektorin, mit Text zu versehen****

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