Kreta
Galeriegespräch

Vyatka – Bilder vom Rande Europas

von | 25. Februar 2015

Im Fotoforum in Innsbruck werden bis 28. 3. 2015 Bilder des russischen Fotografen Aleksy Myakishev gezeigt. Der Titel der Ausstellung bezieht sich auf das Projekt „Vyatka“, in dem Myakishev seine dokumentarischen Bilder zeigt, die seit 1993 über einen Zeitraum von 20 Jahren entstanden sind. Vyatka bezeichnet eine Region in Russland, dessen Hauptstadt Kirow  ist, welche ursprünglich ebenfalls Vyatka genannt wurde. Myakishev ist in Vyatka aufgewachsen und wohnt und arbeitet jetzt in Moskau als Fotograf.

Bei der Ausstellungseröffnung am 19. 2. 2015 war Aleksy Myakishev anwesend und sprach mit Fotoforum-Chef Rupert Larl und Hans Jürgen Hafele über seinen Zugang zur Fotografie.

Wie jeder Jugendliche, musste auch Myakishev in der damaligen UdSSR einem Hobbyverein beitreten. Ein Freund besuchte einen Fotoklub und Myakischev begleitete ihn. Das Medium Fotografie fesselte ihn immer mehr, sodass er ab Beginn der 1990er Jahre als Fotojournalist für zahlreiche russische Printmedien arbeitet. Die Arbeit als Fotojournalist insbesondere in den Anfangsjahren beschreibt er als äußerst fordernd zumal sie stets unter großem Zeitdruck erledigt werden muss. Seine Leidenschaft ist aber die künstlerische Dokumentarfotografie, bei der er sich viel Zeit nimmt und auch über mehrere Jahre ein Projekt verfolgt.

aleksy_myakishev_vyatka_2© Aleksy Myakishev

Im Gespräch erzählt Myakishev, dass die Idee zum Projekt „Vyatka“ bei der Durchsicht seines Fotoarchivs im Jahr 2008 entstanden ist. Dabei ist im aufgefallen, dass viele Bilder aus der Region vorhanden sind, die er in den 90er Jahren aufgenommen hat, als er in Kirov als Fotoreporter tätig war. Viele der Bilder waren aus seinem Bewusstsein verschwunden, weil sie z.B. nicht für den jeweiligen Auftrag relevant waren. Schlussendlich hatte er ca. 300 Bilder zusammengestellt, die es aus seiner Sicht Wert waren, dass sie nicht im Archiv verschwinden. Allerdings wusste er noch nicht, was er konkret machen wollte. Mit der Zeit reifte die Idee über eine längere Zeit noch weitere Bilder in der Region zu fotografieren. Diese Fotos entstanden bis 2013, vornehmlich im Rahmen von Urlauben oder Freizeitaufenthalten, in denen er sich Zeit nehmen konnte durch die Gegend zu streifen und Situationen zu finden, bei denen er die „Energie“ spürte um sie im Bild festzuhalten. Seine künstlerischen Bilder fotografiert Myakishev ausschließlich analog und schwarz-weiß, wobei er auch die Ausarbeitung der Abzüge selbst durchführt.

aleksy_myakishev_vyatka_3© Aleksy Myakishev

Angesprochen auf die Frage, was für ihn einen guten Dokumentarfotografen auszeichnet, erwähnt er die beiden folgenden Eigenschaften:

Man muss die Menschen lieben und eine Leidenschaft zum Sammeln haben wie ein Wissenschaftler.

Aufbauend auf diese beiden Charakterzüge sei es erst möglich aus den Bildern, die quasi die Teile eines Mosaiks darstellen eine einheitliches „Gesamtbild“ zusammenzustellen. Allerdings ist es oft so, dass man erst nach längerer Zeit die Zusammenhänge und das Gesamtbild erkennt.

aleksy_myakishev_vyatka_5© Aleksy Myakishev

Ich finde seine Herangehensweise höchst interessant und ermutigend. Myakishev hat zwar eine gewisse Idee, die er verfolgt, aber bei weitem kein ausgefeiltes Konzept. Er streift durch die Gegend und ist offen für Menschen und Bilder, die ihm begegnen. Er fotografiert Situationen, die ihn berühren oder die er interessant findet um das Leben in allen seinen Facetten zu zeigen. Er sammelt die Bilder, um sie irgendwann zu einem großen Ganzen zusammen zu setzen und sie in unterschiedlichen Varianten zu präsentieren. So sind die Fotos zu „Vyatka“ nicht nur als Ausstellung zu sehen sondern auch in einem kleinen, schlichten Fotobuch zusammengestellt.

Wer sich für aktuelle Dokumentarfotografie interessiert, die v.a. die Menschen in den Mittelpunkt stellt, dem kann ich die Bilder von Aleksey Myakishev uneingeschränkt empfehlen.

aleksy_myakishev_vyatka_6© Aleksy Myakishev

KLAUS SPIELMANN

Als ausgebildeter Geograf und Geoinformatiker beschäftigt sich Klaus insbesondere mit räumlichen Phänomenen. Dabei ist es unerheblich, ob es sich um natürliche, durch den Menschen gestaltete oder auch virtuelle Räume handelt, auf die er sich als Geograf, Raumplaner, Geoanalytiker, Kartograf oder Fotograf einlässt.

4 Kommentare

  1. Die Eindringlichkeit dieser Blicke und die Intensität des Gesichtsausdrucks dieser Menschen lassen mich nicht mehr los, ich muss mir die Bilder immer wieder anschauen. Danke dafür.

  2. Wieder ein Hinweis darauf, dass es lohnt, den Blick auf das zu richten, was man gut kennt.
    Wann und wo stellst denn Du einmal aus, Klaus?

  3. Wenn ich mir überlege, dass Aleksy Myakishev 20 Jahre an dem Projekt gearbeitet hat, dann wird es mit einer Ausstellung wohl noch dauern…

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert