Atacama
Dreharbeiten in Obertilliach

James Bond und die Lizenz für’s Supertele

von | 1. Februar 2015

Nach vielen Anfragen zur Entstehung der Setbilder mit Daniel Craig, alias James Bond, gibt es diesmal eine Hintergrundstory zu den Dreharbeiten des neuen James Bond Films als Blogbeitrag.

Alles nahm seinen Anfang am Donnerstag, den 15. Jänner diesen Jahres. Erster Drehtag mit Daniel Craig beim „Bond Haus“ in Obertilliach: Securities soweit das Auge reicht. Das verhieß nichts Gutes. Kaum in Obertilliach angekommen, glühten bei den Sicherheitsleuten auch schon die Funkgeräte.

Weil mich niemand, auch kein Sicherheitsfuzzi, einer öffentlichen Strasse verweisen konnte, versuchte ich mein Glück unterhalb des Bond Hauses auf einer Nebenstraße. Das Ergebnis – eher bescheiden. Zusammengefasst: Der erste Tag war von der fotografischen Ausbeute mehr oder weniger zum Vergessen. Am zweiten Drehtag wurde wieder beim Bond Haus gedreht. Doch bevor ich wieder stundelang sinnlos in der Kälte herumlungern würde, schmiedete ich einen konspirativen Plan.

Der angrenzende Wald wäre das ideale Versteck und mit einem mittelmäßigen Teleobjektiv auch ein guter Aufnahmestandpunkt, dachte ich mir. Schulbuchmäßiger Fall von „Denkste“. Nachdem am Donnerstag dort schon einige Fotografen ihr Glück versucht hatten, waren die Securities alarmiert, und patroullierten dienstbeflissen im ganzen Wald umher. Der Wald war als Versteck also ersatzlos zu streichen.

Seitlich des Waldes gab es dann noch die heuer neu eröffnete Gondelbahn auf den Obertilliacher Hausberg, den „Golzentipp“. Das war DIE Idee! Die Entfernung von der Gondel zum James Bond Haus war jedoch eine beträchtliche, und so kombinierte ich sämtliches Equipment, das ich dabei hatte.

luftaufnahme-James Bond
Das Canon 400mm war das längste Tele, das ich an diesem Tag bei mir trug. Dann den 2x Converter, der aus dem 400mm ein 800mm machte. Dann kam noch der EF-M Adapter für EF-Objektive drauf und schlussendlich der Body der EOS-M. Die EOS-M hat einen Cropfaktor von 1,6. So kreierte ich dann alles in allem ein Telesuperzoom von zusammengerechnet 1280mm mit einer Auflösung von 18 Megapixel. Dies sollte meiner Meinung nach mehr als ausreichend sein.

supertele_brunner_imagesNach der zehnten Fahrt hörte ich schließlich zu zählen, wie oft ich mit der Gondel bergwärts schaukelte. Irgendwas lief immer schief. Einmal musste ich erkennen, dass es durch das Plexiglas nicht möglich war, brauchbare Fotos machen. Ein anderes Mal stimmte die Belichtungszeit dann nicht usw. Fünf oder sechs Gondelfahrten waren aber dann doch noch dabei, bei denen alles zusammen passte. So kam ich zu den Bildern mit Daniel Craig am Film-Set in Obertilliach.

Das war dann auch schon das Geheimnis meiner Bilder. Meine Bilder sind somit ohne viel Ärger, völlig legal und ohne rechtliche Übertretungen entstanden, weil ich auch nicht in gesperrte Gebiete vorgedrungen bin, sondern mich zu jeder Zeit auf öffentlichem Grund befunden habe.

gondel_tele_James BondIm Bild das Supertele, hier noch ohne 2x Converter

PHILIPP BRUNNER

Philipp ist seit 2007 Pressefotograf, seit 2013 Berufsfotograf und betreibt seine eigene Fotoagentur Brunner Images. Kaum Einer ist so nah am Puls der Zeit, denn ihm ist keine Uhrzeit zu früh bzw. spät, kein Parkett zu glatt, kein Promi zu minder, kein Sportler zu flink, kein Hang zu steil, keine Außentemperatur zu verdrießlich.

4 Kommentare

  1. hey philipp,
    da hast aber ganz schön was mitgemacht :-). danke für die tolle dokumentation. es tröstet mich ungemein zu wissen, dass auch bei einem vollprofi wie dir nicht alles beim ersten schuss funktioniert ;-). wie sagt man so schön unter fotografen: für a guats foto muaß ma wos tuan!

  2. Ich bin Froh, dass mir sonst die Arbeit in Osttirol leichter fällt. Es ist jedoch auch einmal spannend ein Ziel dass man vorher im Kopf hat auch dann umzusetzen. Egal wie schwierig oder unmöglich es auf den ersten Blick scheint. Danke dass ich hier meinen Gastblog platzieren durfte.

  3. der artikel in der süddeutschen schildert die situation vor ort übrigens spitzenmäßig :-))). besonders lustig ist es, wenn man die osttiroler aktuere in der story persönlich kennt. am besten finde ich den hund, dem absperrungen und securities herzlich wurscht sind und der auf den „bewachten“ schneehaufen pinkelt.

  4. dass bei dem kleinen bildwinkel in einer schwankenden gondel überhaupt etwas sinnvolles möglich ist, erstaunt mich. die EOS-M wirkt auf dem 400er vor dem dunklen hintergrund wie ein größerer objektiv-deckel, und das objektiv hat wohl schon einiges “erlebt”. freut mich, dass sich idee und einsatz gelohnt haben!

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