Bildgeschichte über einen Hund
Die Welt logisch erklärt

Aus der Perspektive (m)eines Hundes

von | 24. Januar 2019

Ein schwänzelndes Hallo, ihr da draußen!

Freut mich ungemein, euch meine Sicht der Dinge zu schildern. Ich bin ein zehn Jahre junger West-Highland Terrier, Rüde natürlich, und heiße Snoopy. Der Name ist genauso lachhaft wie die Abkürzung meiner Rasse: Westi.  Angemessen fände ich ‚Rambo‘, ‚Herkules‘ oder ‚Luzifer‘.

Haha, als man mich so niedlich taufte, ahnte mein zweibeiniger Futterspender, der sich mir gegenüber selbst als „Frauchen“ bezeichnet, noch nicht, worauf er sich mit mir eingelassen hat.

Ich bin eine Kampfmaschine und gehe keinem Streit aus dem Weg. Jeder andere Vierbeiner muss damit rechnen, zerfetzt zu werden, wenn er sich nahe genug herantraut. Und da bin ich total flexibel. Wo käme man denn hin, sich von Kleinigkeiten wie Alter, Geschlecht oder Größe des Gegners irritieren zu lassen?

Da sitze ich also täglich in der rasenden Blechdose, letzte Reihe fußfrei mit vollem Ausblick.

Wir Hunde sind kurzsichtig, sagen die Zweibeiner, aber! Was sich bewegt, wird gesichtet. Und, wenn es vier Beine hat, so lange verbellt, bis sich der Futterspender die Ohren zuhält und zurück bellt. Dann gebe ich halt nach. Schließlich sollen sich die Menschen-Pfoten in der Blechdose um das Lenkrad krallen und nicht um die Ohren. Das habe ich schon verstanden, ich bin ja nicht nur mutig und bärenstark, sondern auch äußerst intelligent.

Die Zweibeinerin erzählt gerne von mir, meist mit verklärtem Lächeln, manchmal auch mit leicht verkniffenem Mund. Letzteres ist sehr selten. Ich kann mich bestens benehmen! Wenn ich will. In solchen Gesprächen höre ich häufig den Laut „stur“. Ich bin sicher, das heißt zielstrebig, charakterfest und unbeirrbar.

Wollt ihr wissen, was ich liebe? Fressen. Spazieren gehen und an jedem Grashalm ganz laaange schnüffeln. Fressen. Schlafen. Fressen. Spielen. Leckerchen erbeuten.

Glaubt mir, ich musste diesen gewissen Blick, dem keiner widerstehen kann, nicht üben. Diesen sehnsuchtsvollen und zugleich todtraurigen Blick. Den beherrsche ich, seit ich auf der Welt bin. Angeborenes Talent.

Schließlich, was sind schon drei Hundekekse für einen ausgewachsenen Kerl wie mich? Der Kampf um Sonderrationen neben meinen regulären Mahlzeiten endet nie. Aber grundsätzlich bin ich mit meinem Leben schon sehr einverstanden.

Wir haben ein Haus mit drei Schlafplätzen für mich, außerdem einen Garten mit vielen Vögeln, die man herrlich jagen kann. Erwischt habe ich noch keinen, aber das muss man sportlich sehen.

Katzen mag ich übrigens zum Fressen gern, wortwörtlich und buchstäblich. Manchmal traut sich eine durch meinen Garten zu huschen … Vielleicht kann sich jemand vorstellen, wie dann die Post abgeht!? Irgendwo, irgendwie, irgendwann … erwische ich eine. Träumen darf man ja.

GABRIELA MAINX

Gabriela hat mit der Fotografie den Wandel vom oberflächlichen Schauen zum intensiven Sehen vollzogen. Denn wer sehen kann, kann auch fotografieren. Sehen lernen, das kann allerdings dauern, sagt Gabriela. Ihr ehrgeiziges Ziel als ambitionierte Freizeit-Fotografin formuliert Robert Bresson: Mach sichtbar, was vielleicht ohne dich nie wahrgenommen worden wäre.

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