Marokko
Poem über das fotografische Sehen

Schau mal was da ist!

von | 15. Dezember 2016

Sie ziehen vorbei wie Schatten

Ohne Konturen. Nebelfiguren

Hier schneidend scharf

schwarze Silhouettten

schrill und laut, verletzend

Und dort?

 wie ein Rascheln im Wind

Wie ein Blinzeln im Schilf

Wie ein Seufzen, ein leises Weinen

Und wir?

Teilen sie ein, in so oder so

Bewerten und schätzen,

Mutmaßen und richten

Vernichten und sichten.

Jederzeit, immerzu.

Aber was

Wenn wir inne hielten

Mit dem Herzen atmeten

Nur diesen einen Moment

Und einfach schauten was da ist

Jetzt

Nur diese eine viertel Sekunde.

Könnten wir ihnen dann begegnen?

Wirklich begegnen?

Könnten wir sie anhalten? Nur einen Moment?

Uns in der Stille vereinen?

Mit ihnen. Mit uns?

GITTI MÜLLER

Gitti Müller ist Journalistin und Filmemacherin. Sie hat eine Leidenschaft: Geschichten erzählen. Manchmal mit Worten. Aber immer mit Bildern. Die Fotografie erlaubt ihr den unmittelbaren Zugang, den direkten Draht zu den Menschen, die sie portraitiert. Die Kamera schafft auf wundersame Weise zugleich Distanz und Nähe, sagt Gitti, und erlaubt die Welt aus einer anderen Perspektive zu erleben. Mit ihren Bildern und Geschichten möchte sie dieses Erleben weitergeben.

4 Kommentare

  1. Liebe Gitti, das ist ein sehr, sehr schöner Text, der den kontemplativen Charakter der Fotografie in den Vordergrund rückt.
    Manchmal tut es wirklich Not, das Qualitätsdenken beiseite zu schieben und den Moment zu erfassen.

    Dennoch muss ich sagen, in der Auftragsfotografie bin ich – weniger mit anderen – aber mit mir selbst doch recht streng. Da gibt es beispielsweise manchmal Bilder, die vom Momentum her super sind, technisch aber zu wünschen übrig lassen. Die gucke ich mir dann gern auf dem Bildschirm an, aber ich würde sie nie dem Kunden ausliefern bzw. veröffentlichen.

  2. Wnderschöne Zeilen! Doch, es gibt so einige Bilder, die zwar kein Bewertungssternchen bekommen, aber dennoch besteht zu ihnen eine Herzensverbindung. Deine Bilder finde ich übrigens auch wunderschön!
    LG, Conny

  3. Danke, ja, na klar letzendlich ist eine Wahl zu treffen. Ich denke nur das Hingucken an sich steht doch oft schon unter einer Art Zensur und da lohnt es einfach mal mit dem Herzen zu schauen, und da meine ich nicht nur auf die Fotos bezogen (-;

  4. Danke liebe Conny, die Herzensverbindung ist was am Ende des Tages wirklich zählt. Finde ich. Alles andere ist beliebig

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