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verSUMPFT am Neusiedler See

von | 23. Februar 2016

Der größte See Österreichs, zugleich einer der wenigen Steppenseen Europas und der einzige See Mitteleuropas, der keinen natürlichen Abfluss hat, soll vor etwa 20.000 Jahren entstanden sein.

Die offene Wasserfläche erstreckt sich mit dem ungarischen Anteil über 285 km². Wenn man den ausgedehnten Schilfgürtel mit berücksichtigt, dann bedeckt der Neusiedler See eine Fläche von 320 km², begrenzt vom Leithagebirge, dem Ruster Hügelland und den Ebenen der Parndorfer Platte und des Seewinkels.

Eine der vielen Besonderheiten ist der einem Steppensee zustehende niedrige Wasserstand: die maximale Tiefe misst 1,8 m. Dieser Wert ist starken Schwankungen unterworfen, je nach Niederschlag und Verdunstung, die vom einzigen nennenswerten Zufluss, der Wulka, nur geringfügig wett gemacht wird.

Dem pannonischen Klima verdankt die Region werbewirksame 300 Sonnentage im Jahr, Surfer und Segler schätzen den Windreichtum, und die einzigartige Fauna und Flora ist dank Errichtung zweier Nationalparks und Ernennung zum UNESCO Weltkulturerbe auch für die zukünftigen Generationen geschützt.

Mein emotionaler Zugang ist ein – den Jahreszeiten entsprechend – differenzierter.

Im Sommer – wenn gefühlte Millionen sonnen- und badehungriger Tagestouristen die Strände bevölkern, Imbiss-, Getränke- und Verkaufsstände mit Erzeugnissen der kreischbunten Art die Szenerie beherrschen und die Luft erfüllt ist von diesem speziellen Geräuschemix aus Gelächter, Gezeter und Gezänke – wird man mich nicht oft sehen.

Ich liebe die Saisonen außerhalb DER Saison: den herbsüßen ersten Frühlingsduft, die verschleierte Melancholie des späten Herbstnebels, und ganz besonders die seltenen Wintertage, die des Sees unendliche Schönheit zu fragilen Eisgebilden erstarren lassen.

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Podersdorf ist der Strandabschnitt mit dem malerischsten Sonnenuntergang und zieht ganzjährig zahlreiche Fotografen an.

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An kalten Wintertagen sieht man Eisläufer umherflitzen und der Eisbruch lässt ein gewisses Antarktis-Gefühl aufkommen.

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Nach Fertörakos (Kroisbach) kommt man von Mörbisch aus über einen Radweg oder über St. Margarethen, vorbei am historischen „Tor der Freiheit“ – davon ein anderes Mal mehr. Hier findet man eine völlig andere Architektur vor.

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Unsere ungarischen Nachbarn nennen den Neusiedler See „Fertő-tó“. „Fertő“ bedeutet „Sumpf“ – sehr zutreffend, wenn auch wenig romantisch. Das Restaurant im Hafen Fertörakos sieht im Winter nach lost place aus.

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Über den fleischfressenden Wasserschlauch

Die ungewöhnlichste Spezies in der Vielzahl seltener und zum Teil stark gefährdeter Pflanzenarten ist der fleischfressende Wasserschlauch, der mittels chemischer Lockstoffe Wasserflöhe, Fadenwürmer und Schnecken verleitet, sich auf die sogenannte Fangblase zu begeben, worauf sie eingesaugt und verdaut werden.

Was die Seekuh mit dem Schilf zu tun hat, davon erzähle ich Euch ein anderes Mal …

GABRIELA MAINX

Gabriela hat mit der Fotografie den Wandel vom oberflächlichen Schauen zum intensiven Sehen vollzogen. Denn wer sehen kann, kann auch fotografieren. Sehen lernen, das kann allerdings dauern, sagt Gabriela. Ihr ehrgeiziges Ziel als ambitionierte Freizeit-Fotografin formuliert Robert Bresson: Mach sichtbar, was vielleicht ohne dich nie wahrgenommen worden wäre.

1 Kommentar

  1. Liebe Gabi, wenn ich deinen Beitrag lese, kann ich zugleich die klirrende Kälte der Eisschollen und die Wärme deines Herzen spüren. Vielen Dank dafür! Fein, dass du mit an Bord bist, ich freue mich auf weitere wunderbar kreative Geschichten von dir.

    Ich bin ja der Meinung, dass Gegenden, die von mehreren Kulturen geprägt werden, eine ganz besondere, eigene Ausstrahlung haben. Wird mir beispielsweise immer wieder im Dreiländereck Kärnten/Italien/Slowenien bewusst. Und ich könnte mir vorstellen, entlang der österreichisch-ungarischen Grenze wird es ähnlich sein. In der unterschiedlichen Kulturlandschaft kann man die bewegte Geschichte der vergangenen Jahrhunderte spüren.

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